Winterstund' hat Salicylsäure im Mund!
Wer wirksame „Maiholzrinde“ ernten möchte, sollte noch rasch in die Winterstiefel schlüpfen, denn im Mai ist es zu spät! Der volkstümliche Name „Maiholz“ ist für die optimale Ernte von Weidenrinde für medizinische Zwecke jedenfalls unbrauchbar, denn ab März/April sinkt der Gehalt wirksamkeitsbestimmender Phenolglykoside, darunter vor allem Salicylalkoholverbindungen, dramatisch ab. Erntet man den Spitzenkandidaten „Reif-Weide“ (Salix daphnoides) von November bis März, kann man mit einem Gehalt von über 6% Salicylaten rechnen. Ein fast deckungsgleiches Erntefenster besitzt auch unsere Purpur-Weide (Salix purpurea). Die Droge ist dann im Regelfall 12 bis 60 Mal „wirksamer“ als die in den letzten 100 Jahren in der Apotheke verkaufte Silberweidenrinde. Der Fall „Weide“ schafft wenig Vertrauen in Apothekenqualität und zeigt auch, dass der Weg zum optimalen Heilmittel nicht mit technisch aufwändigen Verarbeitungsschritten, sondern mit der achtsamen Ernte beginnt.
Wie erkennt man nun die „geschwätzigste“ heimische Weide, wenn man Salicylate gewinnen möchte? Die folgenden Bilder sollen zum Erkennen helfen:
Wer mehr über heimische Weiden und andere Rindendrogen in Botanik, Pharmakologie und Phytotherapie kennen lernen möchte, ist bei meinem Seminar „Die Hölzer der Persephone“ gerne willkommen.
Viel Holz wünscht Euer Phytagoras!